Pflanzenextrakte
Die natürliche Welt muss nicht nachgebaut werden.
Jeder Organismus muss sich ernähren. Die Natur bietet dem angepassten Körper alles, was dieser zum täglichen Leben benötigt. Ob Pflanze, Tier oder Pilz: Jedes mehrzellige Lebewesen setzt sich aus den Nahrungsbestandteilen zusammen, die gleichzeitig mit der Nahrung aufgenommen werden. Dabei wird zwischen essenziellen, also lebensnotwendigen und nicht-essenziellen Nährstoffen unterschieden. Essenzielle Nährstoffe, zu denen ein Großteil der Vitamine, Aminosäuren, Fettsäuren sowie Mineralstoffe gehören, müssen demzufolge immer mit der Nahrung aufgenommen werden. Eine weitaus geringere Zahl, die nicht-essenziellen Elemente, kann der Körper selbstständig synthetisieren.
Die synthetische Herstellung von Nahrungsbestandteilen ist dem geistigen Streben der Nachahmung bzw. Imitation geschuldet. Es ist somit zunächst erst einmal die menschliche Neugier und das damit verbundene Lernverhalten, warum der Mensch stets dazu neigt, etwas nachzumachen oder nachzubilden. Hier ist jedoch besondere Vorsicht geboten, da jede Fehlinterpretation zu einem gravierenden Fehler führen kann.
Die Absicht etwas nachzuahmen, sollte demzufolge stets den Gedanken über etwaige Konsequenzen miteinbeziehen. Während der Schweizer Autor Peter F. Keller dies mit folgendem Spruch: „Neben einem Spinnennetz verblasst jedes menschliche Bauwerk“ sehr gut auszudrücken vermochte, hat Johann Wolfgang von Goethe dieser Hybris mit seiner Ballade „Zauberlehrling“ ein dichterisches Denkmal gesetzt. Auf die Natur bezogen, ist demzufolge die Natur ihr eigener Meister. Der Mensch hingegen ist allenfalls ein Lehrling, der für jeden seiner Fehler bezahlen muss. Die Entscheidung sich für ein natürlich oder ein synthetisch hergestelltes Nahrungsmittel zu entscheiden, ist somit keine Glaubensfrage.
Neben einem Spinnennetz verblasst jedes menschliche Bauwerk
Peter F. Keller
Die Geschichte der Vitamine
Warum gibt es synthetische Vitamine?
Die Synthese, welche per Definition die Vereinigung von zwei oder mehr Elementen bedeutet, wurde 1845 erstmals als Begriff vom Naturwissenschaftler Herrmann Kolbe geprägt. Abseits der Geisteswissenschaft, die diesen Begriff ebenfalls verwendet, handelt es sich chemisch betrachtet, um eine Vereinigung von Materie. Vor der Synthese findet die Analyse statt, welche somit eng mit der zuvor genannten wissenschaftlichen Methode verknüpft ist. In diesem Zusammenhang war es zunächst die Entdeckung der Vitamine, welche die Vitaminsynthese biochemisch erst ermöglichte.
Die Geschichte der synthetischen Vitamine beginnt mit Krankheitsbildern, die aufgrund eines Vitaminmangels offen zutage traten. Die erstmalige Isolation von Thiamin, dem Vitamin B1, gelang 1926 den holländischen Chemikern Barend C. P. Jansen und Willem F. Donath. Diese isolierten den Stoff in kristalliner Form aus Reiskleie. Bis 1980 wurden alle 13 Vitamine in Reinform isoliert und chemische Synthesewege zu deren Herstellung entwickelt. Was einstmals mit der Verhinderung von Krankheiten wie Skorbut, Beriberi und vielen anderen begann, die aufgrund von Vitaminmangelerscheinungen offen zutage treten, ist heutzutage zu einer wahren Industrie herangereift. So begann die Schweizer Firma Roche bereits 1934 mit der industriellen Herstellung von Vitamin C. Nunmehr werden Vitamine in natürlich, synthetisch oder gentechnisch hergestellter Form angeboten und vertrieben. Die Studienlage über die Wirksamkeit von synthetischen Vitaminprodukten deutet vermehrt auf deren fehlende Evidenz hin. Doch was sind die Unterschiede?
Die Herstellung von Vitaminen
Ein industrieller Markt, bei dem es um den Gewinn geht
Was einst löblich begann, Krankheiten effektiv zu verhindern, hat sich zu einer weltweiten Vermarktungsstrategie gemausert, an deren Ende Verlust und Gewinn stehen. Rechtlich betrachtet ist der Begriff „natürlich“ nicht geschützt. Per Definition handelt es sich jedoch um ein natürliches Vitamin, wenn deren natürliche Herkunft aus Pflanzen, Tieren oder Pilzen einwandfrei nachvollzogen werden kann. Die synthetische Herstellung der Vitamine kann auf eine unterschiedliche Art und Weise erfolgen.
Gentechnisch hergestellte Vitamine werden aus gentechnisch veränderten Bakterien gewonnen. Die Tatsache, dass es für solcherlei Nahrungsergänzungsmittel gesetzlich keine Kennzeichnungspflicht gibt, scheint dramatisch. Zumal die sogenannte „weiße Biotechnologie“ ebenfalls vom Bundesforschungsministerium finanziert wird. Neben gentechnisch veränderten Bakterien können ebenfalls andere Einzeller und Mikroorganismen wie Pilze und Hefe für die Vitaminsynthese genutzt werden. Dies nennt sich biotechnische Fermentation. Des Weiteren können Vitamine durch chemische Reaktionen aus bestimmten Stoffen gewonnen werden. So wird die Synthese von Vitamin C durch den Zucker Glukose ermöglicht. Die Herstellung von Vitamin A wird hingegen durch Cracking-Verfahren aus Rohöl oder Benzin ermöglicht. In unserem hier gezeigten Video, welches die Synthese von Vitamin C zeigt, wird verdeutlicht, wie diese reaktiven Prozesse vonstattengehen.
Waren zunächst westeuropäische, amerikanische und japanische Konzerne hauptsächlich an der Produktion von synthetischen Vitaminen beteiligt, werden die Nahrungsergänzungsmittel heute hauptsächlich durch China vertrieben. Da sich viele europäische Pharmakonzerne wie BASF und DSM dazu entschieden haben, ihre Produktionsstätten nach China auszulagern, muss seit dem 01. April 2020 explizit auf Arzneimittelverpackungen hingewiesen werden, woher die einzelnen Primärzutaten stammen. Dies ist jedoch nicht das einzige Problem der Vitaminsynthese, bei deren reaktiven Prozessen chemische Sonderabfälle sowie hohe Energiekosten entstehen.
Die Vorteile von Bio-Vitaminen
Hergestellt in den Fabriken der Natur
Gesunde Nahrungsmittel versorgen den Körper mit allen relevanten Nährstoffen. Dabei sollten dringend Mangelerscheinungen sowie Überdosierungen vermieden werden. Eine einseitige Ernährung kann somit zur Hypovitaminose oder Hypervitaminose führen. Während Vitaminmangel Leistungsabfälle, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und zahlreiche Stoffwechselerkrankungen verursachen kann, treten bei Vitamin-Überdosierungen akute oder chronische Vergiftungserscheinungen auf. Diese äußern sich durch Appetitlosigkeit, Lethargie, Übelkeit und vieles mehr.
Nach der Einführung von Bio-Zeichen durften laut der EU-Öko-Verordnung ausschließlich Zutaten aus der ökologischen Landwirtschaft für die Verwendung in Nahrungsergänzungsmittel genommen werden. In diesem Zusammenhang wird die Anreicherung synthetisch isolierter Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelementen sowie Aminosäuren streng untersagt. Mineralstoffe werden somit überwiegend aus Algen, Kräutern und anderen Pflanzen gewonnen. Gute Calciumquellen sind z.B. Brennnessel-, Rotklee- oder Rotalgenpulver. Eisen wird hingegen aus Curryblatt- oder Guavenblattextrakt extrahiert.
Vitamine werden hauptsächlich aus Früchten, Kräutern, Bienenprodukten oder anderen biologischen Nährstoffquellen gewonnen. So finden sich B-Vitamine hauptsächlich in Getreidekeimlingen wie Buchweizen, Weizen, Dinkel und Gerste. Vitamin C wird demgegenüber aus Extrakten der Aerola-Kirsche gewonnen.
Was sagt die Wissenschaft?
Ein eindeutiges Fazit
Zahlreiche Studien haben die Wirksamkeit synthetischer Nahrungspräparate und somit auch von Vitaminen hinterfragt. Aus den Studien geht hervor, dass die Anwendung von Multivitaminpräparaten eine gängige Gesundheitspraxis in vielen Industrieländern ist. Trotz der Verfügbarkeit natürlicher und teilweise erschwinglicher Nahrungsmittelangebote greifen circa 50 Prozent der Bevölkerung zu solcherlei Präparaten. Die Gründe dafür sind vielfältiger Natur und reichen von chronischen Beschwerden bis zur Vorbeugung von Krebs sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen.